Dieses Posting habe ich so nicht geplant. Aber nachdem ich noch nie irgendwelche Postings auf diesem Blog geplant habe und auch in meiner täglichen Arbeit vieles oft sehr spontan und aus Intuition geschieht, lasse ich es einfach mal zu.
Gestern habe ich mein neues Dirndl fotografiert, das ich im letzten Jahr im Oktober begonnen habe. Das Oktoberfest habe ich damit zwar knapp verpasst, aber die nächste Wiesn kommt bestimmt. Oder irgendein anderer Anlass, auf dem ich es tragen werde. Denn tragen werde ich es ganz bestimmt.
Als ich die Fotos im Kasten hatte (Wer schnell auf Instagram in die Stories guckt, kann noch ein paar kleine Clips dazu sehen. Diese löschen sich aber nach 24h von selbst.), habe ich noch ein Selfie mit meinem Handy gemacht. Das habe ich auf Instagram gepostet, mit einem Text, der sehr persönlich war. Er schien mir einfach so passend in diesem Moment. Denn eigentlich wollte ich darüber nicht schreiben.
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Hier gelangt ihr zum Original-Posting auf Instagram |
Nachdem ich aber ein überwältigendes Feedback von euch dazu bekommen habe, muss ich nun doch ein paar Worte hinterher schicken. Und die fallen mir nicht gerade leicht.
Viele von euch denken, diese Blogger, diese Kreativen sind unglaubliche Menschen mit Superkräften. Sie führen ein aufregendes Leben, werden ständig zu tollen Events und Reisen eingeladen, treffen wichtige Leute, haben einen tollen Job, ein stilvoll eingerichtetes Heim (das natürlich immer blitzeblank und aufgeräumt ist), führen einen Haushalt mit Links, erziehen zauberhafte, wohlgeratene Kinder und sehen nebenbei immer noch aus wie aus dem Ei gepellt. Am besten noch im stylischen, selbstgenähten Outfit. Merkt ihr selbst, oder?
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Diese Menschen hinter den Blogs, Instagram-Accounts, Facebook-Fanpages mit den vielen Abonnenten sind aber ganz normale Menschen. Sie kämpfen mit den Wirren des Alltags, des Lebens, ihren Beziehungen. Mit Ängsten, Selbstzweifeln, Überlastung. Mit der Angst, zu versagen. Und manchmal kommen sie an einen Punkt – so wie ganz viele andere Menschen auch – an dem sie denken, sie haben versagt. Sie haben nicht genug performt. Sie werden den Wünschen, den Bedürfnissen, den Erwartungen der anderen nicht mehr gerecht. Und dann erkennen sie, dass sie ihren eigenen Wünschen, Bedürfnissen und Erwartungen schon lange nicht mehr gerecht werden. Sie haben sich verloren.
Ich habe mich verloren.
Das war Ende letzten Jahres. Nach einem schwierigen Jahr voller Ängste, Selbstzweifel und unerfüllter Erwartungen.
Aber die gute Nachricht ist: ich finde mich gerade wieder. Der Weg dorthin ist schwer. Es gibt Rückschläge, die Zweifel sind immer noch präsent. Aber ich fange wieder an, mich selbst zu mögen. Mir gut zu tun. Mir Gutes zu tun. Ich gönne mir Pausen und versuche meine Bedürfnisse zu kommunizieren. Nicht nur anderen gegenüber, sondern auch gegenüber mir selbst. Ich lasse meine Schwächen zu, denn sie gehören zu mir. Ich versuche mich wieder mehr auf die schönen, positiven, liebenswerten Dinge zu fokusieren.
In meinem Instagram-Posting kam das vielleicht ein bisschen so rüber, als würde ich mich nicht mehr „schön genug“ finden und ich wäre unzufrieden mit meinem Äußeren. Das kam natürlich erschwerend hinzu, dass ich mein verbittertes, trauriges Gesicht weder im Spiegel noch in den Stories ertragen konnte. Viel mehr wiegt aber die innere Schönheit. Wenn man sich selbst einfach unglaublich doof fühlt. Alles was man macht, sagt, denkt. Wenn man sich selbst entliebt hat.
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Warum ich euch das erzähle? Nicht, weil ich damit Aufmerksamkeit für mich selbst möchte. Ich will den Menschen Mut machen, die ähnlich fühlen. Jeder Mensch besitzt die Stärke, die Fähigkeit, sich selbst zu lieben. Ich dachte lange Zeit, sich selbst lieben sei egoistisch, verwerflich. Man darf andere lieben. Aber sich selbst – das machen nur Narzisten. Aber das weiß ich heute besser! Sich selbst zu lieben ist essentiell. Es ermöglicht einem nämlich, andere zu lieben. Und jemend, der sich selbst liebt, kann auch von anderen viel leichter geliebt werden. Denn wer mag schon einen Kaktus umarmen?
Es gibt einen Weg aus der Krise, jeder Mensch kann das schaffen. Natürlich gibt es Ereignisse, Traumatas, die diesen Weg zu einem echten Kraftakt machen. Und es geht auch nicht ohne Hilfe. Aber diese anzunehmen, ist der erste Schritt. Es betrifft ja nicht nur einen selbst, sondern auch das direkte Umfeld, den Partner, die Familie.
Ich bin noch lange nicht da wieder angekommen, wo ich sein möchte. Aber ich sehe den Weg und den möchte ich gehen.
Als ich damals vor sechs Jahren zusammen mit
Michas Stoffecke meine
erste Kollektion veröffentlichte, war diese den starken Frauen meiner Familie gewidmet. Deshalb heißt sie auch
My Aunties. Diesen Frauen habe ich nicht nur meine große Liebe zur Handarbeit zu verdanken. Ihnen verdanke ich auch meine Fähigkeit, in Krisenzeiten stark zu sein und sich nicht unterkriegen zu lassen. Meine beiden Omas haben jeweils 6 Kinder unter den widrigsten Umständen großgezogen. Die eine als Witwe auf der Flucht aus Schlesien. Die andere mit einem Mann, der zuerst im Krieg und dann einige Jahre in Gefangenschaft war. Meine Tanten und Großtanten haben ähnliches erlebt oder geleistet. Auch sie haben Angst, Entbehrung und Trauer erfahren. Dass es nun gerade in diesem Jahr und in meiner derzeitigen Situation eine Neuauflage dieser wunderschönen Kollektion gibt, muss wohl ein Wink des Schicksals sein. Dadurch bekommen die folklorigen Muster eine noch größere Bedeutung für mich.
Der schwarze Stoff, aus dem mein Dirndl ist, heißt übrigens
Martha– meine Großmutter väterlicherseits. Die Blumen gehören also allein ihr und all den anderen starken Frauen in meiner Familie!
Die Spitze an meiner Dirndlbluse ist übrigens aus dem Nachlass meiner anderen Oma –
Auguste. In der ersten
My Aunties Kollektion gab es auch ein Design, das nach ihr benannt war.
Lest gern nochmal mein
Posting von damals. Ich mag es immer noch gern und es sagt viel über „meine Tanten“ und diese Kollektion.
Genauso stark und sanft wie meine Tanten sind die Elefanten, zu denen viele von euch eine besondere Liebe verbindet. Kaum ein Design war in jeder Auflage so schnell vergriffen. Deshalb habe ich diesmal auch auf zahlreiche Kombistoffe verzichtet. Begleitet wird Elephant Love nur von „Tiny“, einem Alleskönner. Deshalb gibt es auch Tiny in vielen verschiedenen Farbstellungen.
Übrigens lassen sich die Designs von
My Aunties und
Elephant Love wunderbar mit den Designs von
Amore kombinieren. Ich möchte hier in diesem Posting gar nicht all zu sehr auf die einzelnen Stoffe eingehen, denn das Thema hat sich ja ein bisschen verschoben. Nur kurz gesagt:
My Aunties und
Elephant Love sind jetzt für die Händler bei
Hilco vorbestellbar, in den Handel kommen die Stoffe im Mai. Alle Farben und Designs wird es sowohl auf Baumwoll-Popeline (wie mein Dirndl) als auch auf Baumwoll-Stretchjersey geben. Schaut euch auch gern mal das Lookbook zu den beiden Serien an, dort gibt es alle Stoffe und wunderschöne Verarbeitungsbeispiele zu sehen:
Nun nochmal zurück zum Objekt der Begierde: dem Dirndl. Mein letztes Dirndl habe ich wahrscheinlich mit 8 Jahren oder so getragen. Wir waren damals oft in Österreich im Urlaub. Wie ihr wisst, komme ich ja ursprünglich aus Franken (dem nördlichen Teil von Bayern). Es ist also nicht so, dass ich mir als vermeintliches Nordlicht eine bayerische Verkleidung zulegen wollte. Allerdings war ich ehrlicherweise noch nie auf der Wiesn. Aber das kann sich ja ändern. Einladungen für die kommende Wiesn-Saison nehme ich ab sofort entgegen
grins!Aber ein Dirndl kann man ja nicht nur auf der Wiesn tragen. Ich beantrage ab sofort einen Urlaub im alpinen Raum!
Der Dirndl-Schnitt ist aus der Burda Style, Ausgabe September 2016. Es handelt sich um
diese Bluse und
dieses Dirndl. Die Schnitte kann man auch als Online-Download erwerben. Genäht ist das Dirndl und die Schürze aus Baumwoll-Popeline
My Aunties Martha in Schwarz und
Elephant Love Tiny in Pink. Die Bluse ist aus einem leichten Baumwoll-Blusenstoff.
Und wie spanne ich den Bogen jetzt wieder zurück? Da stehe ich nun in meinem Dirndl und fühle mich gut. Und obwohl mich Migräne häufiger als sonst in die Knie zwingt, fühle ich mich den Anforderungen des Lebens wieder gewachsen. Ich bin gewachsen! Bei 163 cm Körpergröße allerdings nur innerlich
:). Aber immerhin!
Ich möchte mich hiermit bei allen Freunden, meiner Familie und den Menschen, die mich auf welche Art und Weise auch immer durch's Leben begleiten, entschuldigen. Ich habe dieses Posting mit niemandem abgesprochen. Ich habe niemalden gefragt, ob es ok ist, wenn ich darüber schreibe. Ich hoffe, ich habe damit niemanden verletzt oder überrascht oder verärgert. Bitte glaubt nicht, dass es mir leicht gefallen ist, darüber zu schreiben. Bitte glaubt nicht, dass es mir leicht fällt, darüber zu sprechen.
Es ist nur einfach eine Seite an mir, die zu mir gehört. Und genauso wie meine Arbeit viele Facetten hat, hat es auch meine Persönlichkeit und mein Blog, der zwar keine intime Nabelschau sein soll, aber der mich als Person und Persönlichkeit wiederspiegeln soll. In guten wie in schlechten Zeiten. So wie auch in meinen Designs – wie ich schon in meinem Instagram-Posting geschrieben habe – Freude, Glück und Leidenschaft sowie auch Schmerz, Sehnsucht und Traurigkeit stecken.
In der schönen Welt der Hochglanz-Blogs, wie auch dieser oft einer ist, wird einem oft vorgegaukelt, dass deren Autoren die glücklichsten, tollsten Menschen der Welt sind. Sind sie nicht, denn das wäre ganz schön langweilig. Jeder Mensch ist toll, jeder auf seine Art. Das Leben ist nicht immer gradeaus und bergauf. Genauso wenig wie es immer schwarz oder weiß ist. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Hamburger Liebe Designs immer so farbenfroh sind.
Schön, dass ihr bis zum Ende gelesen habt!
#loveyourself