Im Grunde meines Herzens bin ich ein fleißiger Mensch, arbeite viel und strenge mich an. Meistens zumindest. Deshalb habe ich irgendwann begonnen, mir einmal im Jahr einen Wunsch zu erfüllen. Denn wenn man viel arbeitet, darf man ruhig auch ab und zu mal besonders nett zu sich selbst sein. Also ich freue mich immer darüber, wenn ich mir mal bewusst etwas Gutes tue.
Meistens bin ich im Juni besonders nett zu mir selbst. Das liegt daran, dass ich im Juni Geburtstag habe. Also überlege ich spätestens ab April, mit was ich mir eine Freude machen könnte. In diesem Jahr waren wir ja im April in NY und ich habe meine große Knipse tapfer eine Woche lang durch die Stadt getragen, die niemals schläft. Um Tag und Nacht schöne Erinnerungen auf einem kleinen Chip festzuhalten. Dabei bin ich fast unter dem Gewicht von Kamera und Objektiv (und den Siebensachen der Familie) zusammen gebrochen. Da wusste ich, was ich mir wünsche. Eine neue Kamera, die fast alles kann wie die große, nur viel kleiner und leichter ist.
Eine eierlegende Wollmilchsau sozusagen. Weil wir alle erwachsene Menschen sind, wissen wir natürlich, dass es sowas nicht gibt. Trotzdem habe ich mich – gleich nachdem wir wieder in Hamburg gelandet sind – an den Rechner geschwungen und habe mit der Recherche begonnen. Ich wollte was kleines feines, aber keine Kompaktkamera. Ich wollte die Freiheit haben, Objektive zu wechseln, aber ich wollte nicht schwer tragen. Ich wollte, ich wollte...
Als ich dann irgendwann überhaupt nicht mehr wusste, was ich eigentlich wollte und ich mich auch nicht mehr genau erinnnern konnte, in welchem Testbericht ich das und in welcher Kundenrezenssion ich jenes gelesen habe, habe ich mir einfach eine kleine hübsche Systemkamera samt Objektiv bestelllt. Weil die so hübsch aussah, in mein Budget passte (gerade so) und zudem hatte ich keine Lust auf weitere Wochen lesen und studieren. Ich wollte knipsen!
Als bald hing mir eine kleine Fujifilm X-M1
Ich will jetzt eigentlich gar keinen weiteren Testbericht schreiben, denn dazu gibt es reichlich im Netz. Einfach mal nach Fujifilm X-M1 googeln. Was ich sagen will, ist ganz banal: ich bin begeistert!
Sie ist klein und leicht, das Menü ist super easy und intuitiv zu bedienen. Per Wifi-Funktion und einer kostenlosen App kann ich einzelne Fotos mühelos auf mein iPhone übertragen. Ich habe alle manuellen Einstellmöglichkeiten sowie Automatikprogramme (von Vollautomatik bis Blenden- und Zeitautomatik). Fotos lassen sich im JPG- und RAW-Format abspeichern, unterschiedliche Bildformate lassen sich wählen. So kann ich für Instagram gleich im Quadrat knipsen.
Beim Objektiv habe ich mich für das XF 18-55 mm entschieden, die etwas teurere Variante. Aber eine gute Kamera ist ihr Geld nicht wert, wenn man beim Objektiv spart – meine Meinung! Der Autofokus ist erstaunlich präzise und selbst Hunde und Kinder bekommt man auch mal in Bewegung scharf.
Seit dem knipse ich wie ein Weltmeister. Hunde, Kinder, Essen, Landschaften, Räume, Gesichter, Stoffe – name it, I shoot it!
Ein kleines Manko musste ich in Kauf nehmen, das mir vor der Entscheidung jede Menge Kopfzerbrechen bereitet hat: bei der Kamera wurde aus Platzgründen auf einen Sucher verzichtet. Das heißt, man visiert sein Motiv über das Display an. Das klingt erstmal nicht schlecht, kann sich aber bei hellem Sonnenschein schnell als Lotteriespiel entpuppen. Ist aber viel weniger hinderlich, als ich dachte. Dafür hat die Kamera ein Klappdisplay, das man 90° nach oben und 45° nach unten klappen kann. So kann man der Sonne oder ungewollter Spiegelung im Display meistens erfolgreich ein Schnippchen schlagen.
Die ersten Tage habe ich mir natürlich immer wieder doofimäßig die Kamera vor's Gesicht gehalten und gefragt, wo denn jetzt das Loch zum Gucken ist. Die Macht der Gewohnheit eben.
Das Display ist aber mein Lieblingsdetail geworden. Man kann so herrliche Fotos aus ungewöhnlichen Perspektiven machen. Und nein, ich liege nicht am Boden, wenn ich das behaarte Kinn meiner Fellnasen ablichte. Ich halte einfach meine Kamera ganz tief lach!
Alles in allem bin ich total happy mit meinem neuen Spielzeug. Die Kleine hatte ich auch schon in München im Gepäck und alle Bilder hier sind mit ihr entstanden.
Mit dem Objektiv lassen sich bei offener Blende wunderbare Unschärfen erzeugen und auch bei wenig Licht und 1600 ISO ist kein störendes Rauschen zu beobachten.
Die Kamera bzw. das Objektiv hat keine Makro-Funktion. Mit dem Zoom und entsprechendem Abstand kommt man aber trotzdem schön nah ran.
Es gibt noch ein paar hübsche Gimmicks, wie z.B. sogenannte Advanced-Programme, die die Aufnahmen mit Filter berechnen. Wie hier z.B. mit Miniatur-Effekt. Darauf hätten sie aber auch gut verzichten können.
In irgendeinem Testbericht habe ich gelesen, dass jemand seine Systemkamera (die sich von einer DSLR-Kamera vorallem durch den fehlenden Spiegel unterscheidet) zurück geschickt hat, weil ihm das Klacken des Spiegels fehlte. Das muss wohl auf jeden Fall eine andere gewesen sein. Denn hier macht es genauso schön oldschool klack! wie bei meiner Canon EOS 70D.
Übrigens hat mich Fujifilm nicht zum Verfassen dieses Postings aufgefordert oder mir eine Kamera zur Verfügung gestellt. Die habe ich schön tutti selbst bezahlt. Vielleicht hätte ich sie vorher mal fragen sollen lach?