Heute gibt es mal wieder ein Tutorial-Tuesday-DIY-Projekt (ein TTDYIP sozusagen...), das ich für brigitte.de gemacht habe. Zwischen den Cake Wheels und dem heutigen Projekt ist eine ziemliche Weile vergangen, aber ich gelobe Besserung! Hab schon viele neue Ideen. Heute schicke ich euch mal wieder an die Nähmaschine! Husch husch, ab ins Nähzimmer!
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Dein Fahrrad ist alt und braucht dringend einen Farbklecks? Dein Fahrrad ist neu und der Sattel morgens immer nass? Dein Fahrrad ist hübsch, der Sattel leider nicht? Aus welchem Grund auch immer du etwas für dein Fahrrad – oder auch nur für deine gute Laune, wenn du morgens zur Arbeit/in die Uni/in die Schule fährst – tun willst... vielleicht ist ein neuer Sattelbezug die Lösung! Auf jeden Fall ist er Schutz, Hingucker und Gute-Laune-Bringer in einem und ein easy peasy Nähprojekt. Geht schnell und macht Spaß!
(1) Alles was du brauchst, sind:
- Rollschneider und/oder Schere
- Lineal
- Maßband
- weißes Papier und Bleistift oder ein Schnittmuster (siehe auch Punkt 2)
- Gummilitze oder eine Nylonkordel und einen Kordelstopper
- ca. 100 x 40 cm Wachstuch
Übrigens werde ich immer wieder mal darauf angesprochen, ob das Hamburger-Liebe-Wachstuch, das es auf Stoffmärkten zu kaufen gibt, eine Fälschung sei. Denn Hilco hat bis jetzt noch kein Wachstuch produzieren lassen. Nein ist es nicht, ich kann euch beruhigen! Es gibt einen Hilco-Kunden, der Hamburger-Liebe-Popelines in Eigenregie veredeln und daraus ein schönes Wachstuch herstellen lässt, das sich toll verarbeiten lässt, bei 30°C waschbar und linksseitig sogar auf Stufe 1-2 bügelbar ist. Gibt es übrigens hierundhierauch onlinezu kaufen!
Aber ihr wolltet ja einen Fahrradsattelbezug nähen, ich schweife ab...
(2) Falls ihr kein Schnittmuster selbst erstellen wollt, habe ich hier ein Universal-Schnittmuster für euch, das für sehr viele Sättel passen sollte.
Wollt ihr einen maßgeschneiderten Bezug für euren Sattel, geht ihr wie folgt vor:
- löst den Sattel aus der Halterung
- nehmt euch ein Din A4 Blatt und zeichnet parallel zur langen Seite mit dem Lineal eine Linie über die ganze Höhe des Blattes
- legt nun den Sattel so auf das Blatt, dass die Linie oben und unten direkt auf der Hälfte des Sattels liegt (Achtung: perspektivisch bedingt ist beim Foto die rote Linie nach links verschoben. Tatsächlich liegt der Sattel aber direkt mittig auf der Bleistiftlinie)
- fahrt nun mit einem Bleistift um die Hälfte des Sattels, die auf dem Blatt liegt, und haltet den Bleistift einigermaßen senkrecht
- nun nehmt ihr den Sattel weg, begradigt ein wenig eure „Zitterstellen“ und zeichnet die Hälfte nochmal mit einem kräftigere Strich nach
(3) Bevor ihr das Schnittmuster ausschneidet, messt ihr mit einem Maßband oder einem flexiblen Lineal den (halben) Umfang des Sattels auf eurer Zeichnung. Die gerade Linie rechts nicht mit messen! Dieses Maß x2 plus 1 cm Nahtzugabe ergibt die Breite des Streifens (B), den ihr später an das Oberteil näht.
Um die Höhe zu ermitteln, messt ihr die dickste Stelle eures Sattels (H), addiert 5 mm Nahtzugabe und 25 mm für den Tunnelzug (also B + H + 30 mm), durch den ihr später das Gummiband oder die Nylonkordel fädelt.
(4) Nun schneidet ihr euer Schnittmuster aus uns schneidet das Satteloberteil im Bruch plus ca. 5-7 mm Nahtzugabe zu. Außerdem schneidet ihr einen Streifen nach dem Maß zu, das ihr bei Punkt (3) ermittelt habt.
Wenn ihr das Universalschnittmuster verwendet, druckt ihr das aus – achtet darauf, dass die Maße des Kontrollkästchens stimmen – schneidet das Oberteil im Bruch zu und zusätzlich einen Streifen 85 x 11 cm. Markiert euch die obere und untere Mitte mit einem Trickmarker oder Bleistift auf der linken Seite des Oberteils. Markiert euch ebenfalls die Mitte beim Seitestreifen.
(5) Nun faltet ihr den Seitenstreifen in der Hälfte rechts auf rechts und näht mit Geradstich von oben bis 2 cm vom unteren Rand. Somit schließt ihr den Seitenstreifen zu einem Ring.
Faltet diese Naht auseinander und legt die untere Kante ca. 15 mm weit links auf links, damit der Tunnelzug entsteht.
(6) Da Wachstuch nicht franst, könnt ihr den Seitenstreifen einfach mit Geradstich knappkantig (min. 1 cm vom Falz) einmal rundherum absteppen. Da man Wachstuch nicht mit Stecknadeln festheften kann, müsst ihr beim Nähen einfach ein bisschen festhalten. Notfalls könnt ihr die Kante auch mit Stylefix fixieren.
Wachstuch näht sich leichter, wenn man einen Teflonfuß (auch Gleitfuß oder Antihaftfuß genannt) für die Nähmaschine hat. Diesen bekommt ihr für euer Modell im Nähmaschinen-Fachhandel oder online (z.B. hier). Muss man aber nicht.
(7) Nun legt ihr Naht eures Seitenstreifens mit der Kante, an der sich NICHT der Tunnelzug befindet, an die hintere Mitte des Oberteils – rechts auf rechts. Beginnt nun, beide Teile mit Geradstich aneinander zu nähen. Überprüft zwischendurch immer wieder, ob sich Sattelspitze des Oberteils und die markierte Mitte des Seitenstreifens genau treffen. Wenn nicht könnt ihr während dem Nähen ein bisschen korrigieren. Es ist wichtig, dass ihr ziemlich genau eine Nahtzugabe von ca. 5-6 mm einhaltet, denn sonst ist am Ende eine Seite zu lang und beide Teile passen nicht aufeinander. Aber ihr schafft das!
Am Ende zieht ihr noch mit einer Sicherheitsnadel die Nylonkordel ein. Sie sollte ca. 10 cm länger sein, als euer Seitenstreifen breit. Wenn ihr das Universal-Schnittmuster verwendet, sind das ca. 95 cm. Schneidet die Kordelenden nach dem Einziehen nochmal knapp sauber ab und flammt sie mit einem Feuerzeug kurz ab. So fransen sie nicht aus. Nun könnt ihr beide Kordelenden in den Kordelstopper fädeln und den Sattelbezug auf rechts werden.
Der Vorteil einer Nylonkordel ist die Haltbarkeit. Wenn ihr den Sattelbezug immer auf eurem Sattel lasst – sieht ja auch recht hübsch aus – dann wird eine Gummilitze spätestens dann schnell porös, wenn das Fahrrad einen Sommer lang bei hohen Temperaturen draußen in der Sonne stand. Wer allerdings nur ab und zu mal seinen Sattel vor Feuchtigkeit oder Regen schützen will, kann gern auch ein Gummiband verwenden.
Nun denn... fröhliches, buntes Radeln allerseits!