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Channel: Hamburger Liebe
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Der Quilt, der einem Flügel verleiht

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Der Quilt ist das Herzsstück meiner Fly-Designs-Musterstücke-Kollektion. Irgendwie ist es schon zu einer schönen Tradition geworden, dass ich mir aus den Stoffen einer neuen Kollektion einen Quilt nähe. Das ist dann wirklich mein Baby und die Designs wachsen mir noch ein Stück mehr ans Herz. Durch die vielen Stücke kann ich nach Herzenslust kombinieren, die Farben und Muster und deren Wechslespiel auf mich wirken lassen. Quiltnähen hat etwas meditatives. Zuerst schneidet man Streifen für Streifen, Stück für Stück. Und ja, ein Quilt braucht Zeit und Muse. Der ist nicht mal eben zack zack genäht. Aber gerade das fasziniert mich in unserer schnelllebigen, hektischen Zeit, wo man alles sofort haben kann. Dank zahlreicher easy-peasy Anleitungen und Schnittmuster kann man auch ratzfatz was schönes selber machen. Oder sich per Next-Day-Delivery schicken lassen.

Es braucht schon ein gehöriges Stück Geduld, viele Stücke Stoff aneinander zu nähen, die Nähte alle einzeln umzubügeln und dann die Teile zu einem großen Ganzen zu verbinden. Aber es lohnt sich so sehr!

Für die, die Lust bekommen haben, habe ich hier mal aufgeschrieben, wie ich meinen Fly-Quilt genäht habe. Die Anleitung habe ich von hierübernommen. Weil mir das ganze inch-cm-Gerechne zu mühsam war, habe ich meine eigenen Maße genommen und mich nur an das Grundmuster gehalten. Wer gerne quiltet, sollte sich auch mal mein Pinterest-Inspirations-Board ansehen!

Und so geht das:


Zuerst habe ich mir meine eigene Jelly-Roll gebastelt. Das müsst ihr natürlich nicht, ich fand nur, dass das so hübsch anzusehen ist. Für meinen Fly-Quilt habe ich 13 verschiedene Stoffe verwendet. Mehr oder weniger gehen natürlich auch. Das Muster eignet sich übrigens auch prima, um Stoffreste zu verwerten!

1. Schneidet euch über die ganze Stoffbreite 6 cm hohe Streifen. Wenn euer Stoff (wie die Fly-Popeline-Designs) 150 cm breit liegt, bekommt ihr aus einem Streifen 5 Stücke. Insgesamt werden für das Quilt-Top 288 Stücke im Maß 290 x 60 mm gebraucht. Aus meinen 13 verschiedenen Stoffen habe ich jeweils 5 lange Streifen geschnitten und hatte somit noch ein bisschen übrig für die Federapplikation auf der anderen Seite. Dazu aber später mehr.

Ich habe mir die Designs in einer bestimmten Abfolge sortiert, der ich mehr oder weniger genau gefolgt bin. Somit habe ich kaum zweimal das gleich Designs aneinander genäht.


2. Nun legt ihr immer zwei Streifen rechts auf rechts und steppt sie an der langen Seite mit einer Nahtzugabe von ca. 5-7 mm aneinander. Versäubert werden müssen die Streifen nicht, da sich alle Nähte „im“ Quilt befinden und nicht ausfransen können. Bügelt alle Nähte auf der Rückseite auseinander.

3. Jeweils zwei der 2er Blöcke werden nun mit einem Versatz von 4 cm rechts auf rechts aneinander gesteppt. Ihr könnt das jedes Mal abmessen oder alle Blöcke markieren. Ich habe es jedes Mal abgemessen und festgestellt, dass ich nach einigen Blöcken ein so gute Augenmaß entwickelt habe, dass ich die Stoffe schon milimetergenau aufeinander gelegt habe. Zur Sicherheit habe ich trotzdem immer nochmal kurz das Maßband angelegt.


4. Dies wiederholt ihr so oft, bis ihr einen Block mit insgesamt 12 Streifen habt. Bedenkt, dass ihr bei einem Block die Streifen immer nach rechts eingerückt anlegt, beim nächsten wieder nach links. Nur so kann später das Zick-Zack-Muster entstehen. Bügelt die neuen Nähte auf der Rückseite glatt.

5. Nun legt ihr euch einen Block auf die Schneidematte und schneidet ein Rechteck aus. Dazu legt ihr das Lineal genau in die ausgesparten Ecken und schneidet die überstehenden Streifen ab.



Meine Rechtecke waren immer 23 x 55 cm groß. Das kann aber bei euch variieren und ist auch gar nicht schlimm. Es hängt davon ab, wie groß und gleichmäßig eure Nahtzugabe ist. Wichtig ist nur, dass alle eure Rechtecke gleich groß sind. Orientiert auch am besten am kleinsten Rechteck. Übrigens lohnt sich (wie immer) auch hier ziemlich akurates Nähen...

Nun solltet ihr 24 fertige Blöcke haben, die sich zu einem Zickzackmuster auslegen lassen. Arrangiert euch alle Blöcke auf dem Boden so, wie ihr das Quilttop nun zusammenlegen wollt.


6. Jetzt näht ihr immer die 6 Blöcke in einer Reihe, die nebeneinander liegen, rechts auf rechts zusammen.


Am Ende bleiben euch vier Reihen, die ihr nun der Länge nach rechts auf rechts zusammen gesteppt werden.

Bügelt am Schluss nochmal alle übrigen Nähte auf der Rückseite glatt.


Jetzt habt ihr das Quilttop schon geschafft!

Für die Rückseite bzw. die zweite Seite habt ihr nun zwei Möglichkeiten: entweder ihr seid so verrückt wie ich und euch reicht nicht eine Vorderseite sondern ihr wollt unbedingt noch eine zweite, aufwändige Vorderseite nähen. Oder ihr macht einfach eine hübsche Rückseite aus einem Stoff. Geht auch und sieht auch hübsch aus.

Ich war mal wieder Streber und wollte unbedingt noch eine Feder auf die Rückseite applizieren.


Hierfür habe ich oben und unten an den schmalen Teilen der Feder die restlichen Stücke der anderen Seite verwurstet. Für den breiteren Teil in der Mitte habe ich nochmal Streifen nachschneiden müssen und diese mussten dann auch breiter als 29 cm sein.

Der Rest ist total freestyle. Ich habe mir zwei große Blöcke genäht und dann auf der Schneidematte (ähm... auf zwei großen, die ich aneinander gelegt habe, denn anders ging es gar nicht) eine große Feder ausgeschnitten. Dazu noch einen Federkiel in der Mitte. Aufgeklebt oder festgebügelt habe ich die Feder nicht, denn dazu war sie zu groß. Ich habe die Ränder ganz knapp umgebügelt und mit dröfzillionen Stecknaden, von denen mich mindest 5 fies beim Nähen in den Finger gebissen haben, festgetackert. War nicht einfach lach.

Wer hier schon eine Weile mitliest, weiß, dass ich seit meiner hübschen Sternchen-Häkel-Decke einen pösen Häkel- bzw. Tennisarm habe. Leider sind bis jetzt alle Behandlungsversuche gescheitert. Sogar regelmäßiges Dehnen und Strecken – obwohl das der Weisheit letzter Schluss sein sollte – hat nullkommanichts gebracht. Deshalb hatte ich während des Quilt nähens schon immer leichte Panikattaken mit Herzrasen, wenn ich an das anschließende Quilten gedacht habe.

Aber zum Glück habe ich Regina kennengelernt. Die quiltet für ihr Leben gern, sogar fremde Decken. Sie macht das mit der Maschine und braucht nicht mal eine Quiltvorlage. Es quiltet ihr sozusagen aus der Hand. Natürlich hat auch sie einige Stunden mit meiner Decke verbracht, um genau zu sein, eine halbe Nacht. Und ich bin ihr ja sooo dankbar dafür. So dankbar und so begeistert (sieht das nicht superkalifragelistischexpialegorisch aus!?), dass ich gleich mal mein Tanten-Ufo aus dem Schrank geholt habe. Das vertraue ich Regina nämlich als nächstes an. Wäre doch gelacht, wenn nicht auch dieser Quilt demnächst hier irgendwo auf einem frierenden Menschen liegen und ihn wärmen/trösten/umhüllen würde.

Regina macht das so viel Spaß, dass man sie für'e Quilten auch buchen kann. Anfragen konstenlos, das Quilten kostet natürlich was. Das bespricht sie aber alles gern mit euch (schickt ihr am besten ein E-Mail!).


Das Binding habe ich dann wieder selbst gemacht. Nach diesem bewährten Tutorial– alle meine Quilts haben bisher einen solchen Rand bekommen. Und das mache ich dann nochmal ganz in Ruhe mit der Hand. So entsteht auch noch das allerletzte unsichtbare Band zwischen meinem Quilt, meinen Designs und mir.

Und... wer von euch traut sich? Ich sage euch, vergesst Yoga, ZEN und Meditation. Näht einen Quilt!

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